Der verhundste Mensch

Der verhundste Mensch

by Cinnamon



FRENCH-TALK

mit Cinnamon

"Ein Hund braucht keinen Social-Media-Account!"

 

Häufig wird unserem Personal vorgeworfen, dass sie uns Hunde zu sehr „vermenschlichen“. Wir Hunde würden als Kinderersatz missbraucht, gehörten nicht in die Stadt, nicht in Wohnungen, geschweige denn auf‘s Sofa oder ins Bett! Klamotten bräuchten wir auch nicht und überhaupt, hätten wir lediglich einen funktionalen Nutzen, wenn wir Haus und Hof hüten würden. Dafür bedarf es jedoch keines Familienanschlusses!

Als Hund kann ich bei solchen Meinungen nur milde lächeln und diese als etwas archaisch bewerten. Der Gedanke Lebewesen unabhängig von ihrer Gattung auf einen funktionalen Nutzen, den wir zweifelsohne alle haben, zu reduzieren, wirkt etwas verstaubt. Stellt sich also die Frage, wer tatsächlich von einer Hund-Mensch-Beziehung partizipiert und warum.

Einige Fakten sind vermeintlich offensichtlich. Hund bekommt Futter und überschüttet im Gegenzug seine Besitzenden (wohl auch etwas aus der Mode kommender Begriff) mit all seiner Liebe! Diese menschliche Wunschvorstellung ist jedoch ein wenig stark vereinfacht und bedarf der Erläuterung subtiler Mechanismen, die da wirken.

Die Obhut menschlicher Familien oder auch einzelner Zweibeiner ist für uns Rudelersatz. Diese Symbiose bietet uns Schutz und Orientierung. Orientierung zu erlangen bedarf jedoch einiger Arbeit auf beiden Seiten, da wir naturgemäß zunächst nicht die selbe Sprache sprechen. Ihr Menschen seid darin durchaus gelehrig. Viele von euch reden mit uns wie mit kleinen Kindern und wir mögen diese drollige, piepsige Art.

In unseren ursprünglichen Rudeln gibt es klare Regeln für die Mitglieder. Diese erwarten wir auch von euch, was nicht heißen soll, dass wir uns selbstverständlich daran halten. Aber, bekommen wir keine Regeln, stellen wir selbst welche auf, was ich persönlich für grundsätzlich die bessere Lösung halte. Warum? Ist doch klar, wenn du möchtest, dass etwas gut wird, kümmere dich selbst drum. Nehmen wir zum Beispiel meinen Fotofritzen. Gern folgt er mir dahin, wohin ich möchte. Er vergisst das nur häufiger und läuft gedankenlos in eine andere Richtung. Also bleibe ich geduldig und konsequent stehen und warte darauf, dass er sich fügt. Seine Einsicht kommentiert er regelmäßig mit Worten wie Bulldogge und Dickschädel, aber auch das überhöre ich in meiner grenzenlosen Nachsicht!

Einen Fehler, den häufig größere Artgenossen begehen ist der Versuch, zu offensichtlich die Rudelführung an sich zu reißen. Da wird dann schon mal das Alphatier rausgelassen und lautstark argumentiert. Die Kunst ist, dem Gegenüber immer gesichtswahrend das Gefühl zu geben, er träfe die Entscheidungen. Übrigens ein Verhalten, was ich mir bei den menschlichen Alphaweibchen abgeschaut habe. Die haben diese Fertigkeit perfektioniert und sind die heimlichen Chefinnen dieser Welt. Aber auch die bekomme ich in den Griff, wenn ich so tue, als würde ich im Rudel mitspielen und die mir zugewiesene Rolle als Kind annehme. Hast du das erst begriffen und akzeptiert, machen die einfach alles für dich. Je hilfloser ich mich anstelle, um so mehr werde ich umsorgt. Wenn das alles ist … läuft!

Ihr haltet mich für manipulativ? Sorry, wer versucht uns denn ständig mit Leckerlies zu bestechen? … und jetzt mal unter uns, sind nicht Erpressung und Bestechung die Hauptbestandteile der menschlichen Erziehung? Nach dem Wenn-Dann-Prinzip zeigt ihr euren Kids die Konsequenzen ihres Handelns auf, koloriert mit mehr oder weniger subtilen Bewertungen. „Oh, das ist aber schade Kay-Friedrich, dass du nicht mehr laufen möchtest! Dann lass uns umdrehen. Nur leider kannst du dann heute nicht gemeinsam mit Maximilian, Ferdinand und Katharina im Sandkasten spielen!“

Jede Einwirkung auf das Verhalten anderer, um eigene Werte oder Interessen zu verwirklichen, ist genau das … Manipulation!

Es braucht sich jedoch angesichts Jahrhunderte alter Mechanismen niemand peinlich berührt fühlen! Ich wünsche mir nur die Akzeptanz, dass ich nichts anderes tue! Mit großen Kulleraugen vor dem Tisch sitzend, der Vorwurf in Person, wenn ihr ohne uns esst, tief beleidigt, wenn ihr ohne uns aus dem Haus geht und den Tränen nah, wenn ihr uns maßregelt. Aber nie nachtragend und treu zu jeder Zeit! Wenn ihr das von euch auch sagen könnt, ist alles in bester Ordnung! Dann stören weder Rollenzuweisungen noch Subtilität!

Allerdings sprachen wir von Symbiose.

Es geht also nicht nur darum, wie wir es schaffen, eure Gunst für unsere Existenzsicherung zu gewinnen, sondern auch darum, was ihr davon habt! Und glaubt mir, ihr braucht uns mehr, als ihr selbst ahnt! Ich fasse es mal kurz zusammen: Menschen mit Hunden leben gesünder, sind sozialer und vernetzter. Ihre Wohnungen und Autos müffeln zwar gelegentlich und sie sehen bescheuert aus, wenn sie uns hinterherrennen, um unsere Haufen einzusammeln, jedoch wecken wir auf eine sehr natürliche Weise Emotionen, die bei vielen verschüttet zu sein scheinen. In unserem Tun stehen uns Stolz und Eitelkeit nicht im Weg, was auch euch die Möglichkeit gibt, so zu sein, wie ihr es möchtet. Das spart den Therapeuten und ist gut gegen Einsamkeit.

Wer auf den Hund gekommen und verstanden hat, dass Loyalität keine Einbahnstraße ist, belohnt sich selbst. 

 

Eure Cinny

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